Vom Hilfeempfänger zum Hilfegeber

Gerade haben wir an Ostern mit der Auferstehung Jesus Christi den Sieg des Lebens über den Tod, der Wahrheit über die Lüge, der Gerechtigkeit über das Unrecht und der Liebe über den Hass gefeiert. Jetzt ist es wichtig, diese zentralen Botschaften in unser Leben einfließen zu lassen. Das bedeutet auch, dafür zu sorgen, dass das geknickte Rohr, von dem die Bibel in einem Bild spricht, nicht abbricht und den Menschen in unserer Gesellschaft - im übertragenen Sinne - ihre Auferstehung ermöglicht wird . Für unseren Herrn war das geknickte Rohr nicht zu gering. Er wollte nicht, dass es niedergetrampelt wird. Er kümmerte sich darum. Diese Haltung der Sorge und der Barmherzigkeit kann uns alle leiten. Wo immer ein Mensch keine Kraft mehr hat, sollten wir ihm zur Seite stehen. Das heißt auch, die Not zu erkennen und nicht vorschnell über jemanden zu urteilen. In der aktuellen Diskussion um das Bürgergeld und die Grundsicherung liegt die Gefahr, Menschen pauschal zu stigmatisieren. Manche bezeichnen diejenigen, die keiner geregelten Arbeit nachgeben als Sozialschmarotzer ohne nach den Gründen zu fragen. So werden wir den Ursachen von Arbeitslosigkeit nicht gerecht. Das Caritas-Projekt Stromspar-Check geht einen anderen Weg. Langzeitarbeitslose werden hier zu Stromsparhelfern ausbildet, die dann Haushalte mit geringem Einkommen beim Sparen von Energie und Wasser unterstützen. Die Teilnehmer des Projektes wurden jüngst befragt, warum sie lange keiner Arbeit nachgehen konnten und was ihnen schließlich geholfen hat, wieder ins Arbeitsleben einzusteigen. Da war die Rede von Krankheiten, von Allergien, von hohem Druck und Ausbeutung, von Überforderung durch technische Automatisierung, von zerbrochenen Beziehungen, Depressionen und Versagensängsten. Es ist wichtig, diese Schicksale ernst zu nehmen und auch steinige Lebenswege zu verstehen. Es ist wichtig, Mut zu machen - dabei zu helfen, eigene Potentiale zu entdecken. Nachdem die ehemaligen Langzeitarbeitslosen einige Zeit im Projekt gearbeitet hatten, geschah etwas Erstaunliches. Sie wurden von Hilfeempfängern zu Hilfegebern. Sie sagen Sätze wie: „Es tut gut, wieder gebraucht zu werden und wieder etwas geben zu können“. Die große Mehrheit der erwerbsfähigen Personen braucht Unterstützung bei der Wiedereingliederung in Arbeit und nicht eine Verschärfung der Förderbedingungen. Lassen Sie es uns dem Beispiel Jesu folgen und das geknickte Rohr aufrichten.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag